Nahwärmenetz Gymnasium (Hackschnitzelheizung); Angebot der endura kommunal GmbH, Freiburg im Breisgau, zur Begleitung der Stadt Schönau im Schwarzwald als unabhängiger Dritter in a) Fragen der Netzbewertung b) Fragen der Technik c) juristischen Fragen - Vorlage -


Daten angezeigt aus Sitzung:  Gemeinderatssitzung Schönau im Schwarzwald, 26.02.2018

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Gemeinderat Schönau im Schwarzwald (Stadt Schönau im Schwarzwald) Gemeinderatssitzung Schönau im Schwarzwald 26.02.2018 ö 3

Sachverhalt

Das Thema „Nahwärmenetz Gymnasium (Hackschnitzelheizung)“ war bereits mehrfach Gegenstand von Beratungen des Gemeinderates. Zuletzt wurde dem Gremium in seiner öffentlichen Sitzung vom 18.12.2017 auf gemeinsamen Antrag der CDU-Fraktion und der Fraktion der Freien Wählervereinigung vollumfänglich über die Gesamtkosten des Nahwärmenetzes Gymnasium (Hackschnitzelheizung) berichtet und ein umfangreiches Zahlenwerk vorgestellt.

Die Elektrizitätswerke Schönau Energie GmbH (EWS) hat sowohl mündlich als auch mit Schreiben vom 15.02.2018 Interesse an einer Übernahme des Nahwärmenetzes Gymnasium bekundet. Ein Angebot über den Kauf des bestehenden Wärmenetzes, die Wärmeerzeuger sowie das entsprechende begleitende Vertragswerk soll in KW 8 vorgelegt werden.

Da bei einer eventuellen Übernahme durch die EWS sowohl rechtliche, wirtschaftliche als auch technische Aspekte zu beachten sind, erachtet es die Verwaltung als wichtig, sich der Beratung durch einen unabhängigen Dritten zu bedienen und hat deshalb Kontakt mit der endura kommunal GmbH aus Freiburg im Breisgau Kontakt aufgenommen. In einem Vorort-Termin wurde zwei Mitarbeitern der endura kommunal GmbH das Nahwärmenetz einschließlich Heizzentrale vorgestellt und die Thematik erläutert. Auf Basis dieses Gesprächs und der von der Verwaltung zur Verfügung gestellten Unterlagen hat die endura Kommunal GmbH drei Angebote erstellt:

  • Angebot zur Bewertung des Wärmenetzes und der Wärmeerzeugung für die Stadt Schönau im Schwarzwald (endura Kommunal GmbH, Freiburg)
    • Dabei geht es um die Ermittlung eines angemessen Verkaufspreises, da die Gemeinde Vermögensgegenstände nach § 92 GemHVO nur zu ihrem vollen Wert veräußern darf.
    • Neben der Ermittlung eines Verkaufspreises für das Wärmenetz soll auch eine Einschätzung darüber gegeben werden, zu welchen Kosten die Gemeinde heute Wärme erzeugt. Damit soll eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung zum Angebot der EWS ermöglicht werden.
    • Dieses Angebot beinhaltet auch die Koordination der beiden weiteren Angebote.

  • Angebot zur rechtlichen Beratung (STERR-KÖLLN & Partner mbH, Freiburg)
    • Dabei geht es um eine Beratung in allen rechtlichen Fragestellungen wie z.B.
      • Pflicht zur Ausschreibung ?
      • Rechtliche Regelung von Entgelten und Eigentumsgrenzen
      • Ausgestaltung von Gestattungsverträgen
Gemäß § 107 GemO soll vor der Beschlussfassung durch den Gemeinderat das Gutachten eines unabhängigen Sachverständigen eingeholt werden. Der Beschluss bzw. der Gestattungsvertrag ist nach § 108 GemO der Rechtsaufsichtsbehörde vorzulegen.

  • Angebot zu technischen und betriebstechnischen Fragen
(dme-consult GmbH, Rosenheim)
    • Dabei geht es um die Bewertung der Bestandsanlage in technischen und betriebstechnischen Fragen.

Herr Daniel Krauß wird dem Gemeinderat am 26.02.2018 das Unternehmen endura kommunal GmbH vorstellen und die drei Angebote erläutern. Ebenso steht er dem Ratsgremium für Fragen und Antworten zur Verfügung.

Die Inhalte der einzelnen Dienstleistungspakete mit tiefergehenden Details liegen dem Gemeinderat in den Angeboten vor. Um den Koordinationsaufwand für das Gremium und die Verwaltung möglichst gering zu halten, steht die Firma endura kommunal GmbH als zentraler Ansprechpartner zur Verfügung.

Beschlussvorschlag

Über eine Auftragsvergabe hat der Gemeinderat zu entscheiden. Für die Verwaltung ist jedoch eine Begleitung in juristischen Fragen allein schon aus den Regelungen des § 107 GemO obligatorisch.

Vortrag/Diskussionsverlauf

Der Vorsitzende heißt zu diesem Tagesordnungspunkt Projektleiter Daniel Krauß von der Firma endura Kommunal GmbH besonders herzlich willkommen.

Mittels einer Beamer-Präsentation stellt Herr Krauß im Folgenden das Unternehmen kurz vor und erläutert ausführlich die drei vorliegenden Angebote.
In der nachfolgenden Aussprache bemängelt Stadträtin Münzer die Vorgehensweise der Verwaltung. Es sei nicht üblich, Aufträge für die Beratung von Dritten zu vergeben, zumal man über einen möglichen Verkauf des städtischen Nahwärmenetzes noch nie öffentlich beraten habe. Paradox erscheine ihr auch, wenn die Stadt ein gut funktionierendes Anlagevermögen an eine Firma verkaufen und danach von dieser die Wärme wieder einkaufen würde.
Der Vorsitzende verweist auf den einstimmigen Grundsatzbeschluss des Gemeinderats vom 16.01.2017, mit dem das Gremium die Verwaltung beauftragt habe, die im Integrierten Quartierskonzept vorgeschlagene Variante 4 (Erweiterung des Nahwärmenetzes zu einer „großen“ Variante) samt technischen Möglichkeiten mit EWS zu erörtern.
Dies sei zwischenzeitlich erfolgt und die Absichtserklärung der EWS zum Kauf des Nahwärmenetzes Gymnasium liege bekanntlich vor. Deshalb müsse verwaltungsseitig reagiert werden, wobei das Erfordernis gesehen werde, die für eine mögliche Netzübernahme relevanten Aspekte durch einen unabhängigen Dritten prüfen zu lassen.

Stadtrat Anschütz bezieht sich ebenfalls auf den Grundsatzbeschluss des Gemeinderats, mit welchem das Nahwärmenetz weiterentwickelt werden soll. Hierzu sei in erster Linie wichtig zu wissen, welchen tatsächlichen Wert das Nahwärmenetz Gymnasium habe, um über einen Verkauf oder den Weiterbetrieb durch die Stadt entscheiden zu können.
Stadtrat Strohmeier hält es ebenso für erforderlich, dass für die Entscheidung in dieser Frage eine fachkundige und aussagefähige Netzbewertung vorliegen muss. Dies werde mit der von der Verwaltung vorgeschlagenen Auftragsvergabe an die endura Kommunal GmbH gewiss erreicht.
Stadtrat Schlageter sieht dies ebenso. Er fühle sich persönlich wohler, wenn für die Entscheidung eine unabhängige Bewertung durch einen externen Dritten vorliege.

Dagegen schließt sich Stadtrat Schröder der Meinung von Stadträtin Münzer an. Der Gemeinderat sollte nicht den dritten Schritt vor dem ersten machen und zunächst klären, ob man das Nahwärmenetz Gymnasium überhaupt verkaufen oder selbst weiterbetreiben möchte. Für ihn stelle sich die Frage, warum soll die Stadt ein gut laufendes Nahwärmenetz verkaufen. EWS verkaufe schließlich ihr Stromnetz auch nicht an den Energiedienst Rheinfelden, um danach den Strom wieder einzukaufen.

Bauamtsleiter Steinebrunner möchte wissen, ob mit der Auftragserteilung auch die Leistungsfähigkeit der Anlage im Gymnasium geprüft und Aussagen zur Abgasreinigung gemacht werden. Projektleiter Krauß erklärt, dass dies mit dem in der Auftragserteilung enthaltene technische Teil erfolgen werde.
Auf Frage des Vorsitzenden bestätigt Projektleiter Krauß, dass der Auftrag zur Netzbewertung - wie im Angebot angegeben - von der endura Kommunal GmbH innerhalb von sechs bis neun Wochen umgesetzt werden kann.

Im weiteren Diskussionsverlauf werden die bereits vorgetragenen Argumente wiederholt ausgetauscht, weshalb Stadtrat Lais den Antrag zur Geschäftsordnung auf Beschlussfassung stellt.
Der Vorsitzende stellt fest, dass dieser Antrag ohne weitere Aussprache angenommen wird, weshalb er sodann über den Beschlussvorschlag der Verwaltung abstimmen lässt.    

Beschluss

Der Gemeinderat vergibt die Leistungen für die Bewertung des Wärmenetzes und der Wärmeerzeugung, für die rechtliche Beratung sowie für die Klärung der technischen und betriebstechnischen Fragen gemäß den vorliegenden Angeboten an die Firmen endura kommunal GmbH, S TERR-KÖLLN & Partner mbH und dme-consult GmbH.

Abstimmungsergebnis
Dafür: 6, Dagegen: 2 , Enthaltungen: 0

Abstimmungsbemerkung
Mehrheitlicher Beschluss (Nein-Stimmen von Stadträtin Münzer und Stadtrat Schröder)

Dokumente
Anschreiben und Übersicht Angebote (.pdf)

Datenstand vom 19.03.2018 07:40 Uhr