Zu diesem Tagesordnungspunkt begrüßt der Vorsitzende die Vertreter des Regierungspräsidiums Freiburg und des Freiburger Instituts für angewandte Tierökologie.
Jan Tissberger stellt den Anwesenden mittels einer Powerpointpräsentation die Studie "Lichtwirkung auf Fledermäuse" vor. Das Institut hat im Auftrag des Regierungspräsidiums diese Studie durchgeführt. Sie ist Teil des Sonderprogramms zur Stärkung der biologischen Vielfalt. Neben der Vernetzung von Biotopen soll auch der Lichtverschmutzung entgegengewirkt werden. Ziel dieser Studie war die Identifikation von Dunkelkorridoren und die nachhaltige Sicherung bzw. Verbesserung durch die Feststellung von Flugwegen verschiedener Fledermausarten sowie der Identifikation von Konfliktbereichen mit Lichtwirkungen.
Herr Tissberger geht auf die Auswirkungen von künstlichem Licht auf die Tierwelt ein, welche durch verschiedene wissenschaftliche Abhandlungen belegt sind. Hiervon sind besonders Fledermäuse betroffen. Speziell Schönau im Schwarzwald ist in den Fokus des Instituts geraten, da sich im Dachstuhl des katholischen Pfarramts eine Wochenstube des Mausohrs befindet. Bis zu 300 Tiere konnten dort festgestellt werden. Diese Fledermausart ist sehr lichtsensibel. Sie ist auf intakte Verbundstrukturen angewiesen und hat sein Jagdgebiet in Waldbeständen mit hohem Deckungsgrad und wenig Unterwuchs.
Mit Ultraschalldetektoren und Nachtsichtgeräten wurden die Flugrouten des Mausohrs ermittelt. Die Hauptflugroute weist nach Südwesten in Richtung des Waldgebiets im Bereich Brach. Um die Tiere auf ihrer Flugroute möglichst wenig zu beeinträchtigen, sollten entlang der Gentnerstraße zwischen Luisenstraße und Schönenberger Straße zwei Straßenlampen abgeschirmt werden, sodass diese lediglich den Gehweg ausleuchten. Zwei Straßenlampen in der Luisenstraße und eine im Bereich des Parkplatzes an der Schönenberger Straße sollten möglichst umgerüstet werden. Hier wird als Maßnahme ein Austausch der Leuchtmittel in ein bernsteinfarbenes Licht (2200 Kelvin) vorgeschlagen. Alternativ wäre auch eine Abschaltung dieser Lampen im Zeitraum 01.05. bis 30.09. sinnvoll. Aus naturschutzfachlicher Sicht wäre eine Abschaltung vorzuziehen. Diese müsste mittels Zeitschaltung vorgenommen werden. Um Anfragen seitens der Bevölkerung zu vermeiden, könnten diesen Straßenlampen mit einem Hinweisschild versehen werden, welche auf die Fledermausfreundlichkeit der Stadt und auf den Abschaltungszeitraum hinweist.
Bei beiden Varianten entstehen Gesamtkosten in Höhe von rund 2.000 Euro. Entweder durch Austausch der Leuchtmittel oder durch Nachrüsten einer Zeitschaltung. 75% der Kosten können durch Projektgelder abgedeckt werden. Auf die Stadt würden maximal 500 Euro zukommen.
Stadträtin Münzer erkundigt sich nochmals nach den möglichen Abschaltzeiten.
Eine Zuhörerin bringt das nicht zu vermeidende Licht von Autos zur Sprache. Hierzu teilt Herr Tissberger mit, dass eine temporäre Lichteinwirkung auf die Fledermäuse weniger relevant ist. Probleme bereitet eine dauerhafte Beleuchtung.
Stadtrat Locker bittet um Auskunft zur Lichtstärke der derzeit vorhandenen Straßenlampen. Martin Halm von der EWS Schönau Netze GmbH erwähnt, dass diese 3000 Kelvin haben. Die Lampen mit orangem Licht haben wie bereits erwähnt, 2200 Kelvin. Die Lichtstärke ist im Vergleich zu den aktuellen Leuchtmitteln ungefähr gleich groß. Der Leuchtmittelaustausch würde bei drei Lampen im Ortsbild sicherlich auffallen. Vor diesem Hintergrund wäre eine Abschaltung aus seiner Sicht interessanter.
Stadtrat Strohmeier spricht die Verkehrssicherungspflicht der Stadt an. Zu große Dunkelfelder sollten vermieden werden. Martin Halm regt an, dies eventuell nach Ausschalten der Sicherungen vor Ort zu begutachten.
Stadtrat Schröder teilt mit, dass er Fledermäuse beobachtet hat, welche um die Lampen herumfliegen und dort Nahrung finden. Diese werden bei einer Ausschaltung der Lampen eventuell vertrieben. Herr Tissberger berichtet, dass es sich hierbei um eine andere Fledermausgattung handelt. Zwergfledermäuse sind weitaus flexibler und jagen bei einer Ausschaltung von Lampen an anderer Stelle. Das Mausohr dagegen fliegt immer direkt von seiner Wochenstube wie auf einer Autobahn in Richtung seines Jagdgebietes.
Stadtrat Knobel macht sich schwer damit, jetzt eine Entscheidung zu treffen. Durch den anstehenden Umbau der Luisenstraße werden die Gehwege wegfallen und die Passanten somit auf der Verkehrsfläche laufen. Hier wäre der vorgeschlagene Vororttermin sicherlich sinnvoll. Bürgermeister Schelshorn gibt zu bedenken, dass die Maßnahme bis zum 01.05.2023 ausgeführt sein sollte.
Stadträtin Münzer will wissen, was gegen das orange Licht spricht. Herr Tissberger erwähnt nochmals, dass aus naturschutzrechtlicher Sicht eine Abschaltung am sinnvollsten wäre. Ansonsten ist es lediglich eine rein optische Abweichung zu den anderen Straßenlampen.
Stadtrat Gierth fragt nach der Wahrscheinlichkeit, dass sich die Tiere eine andere Unterkunft suchen. Herr Tissberger teilt mit, dass dies sehr unwahrscheinlich ist. Beim Mausohr handelt es sich um ein sehr traditionelles Tier, welches sich schon seit Jahrzehnten im Dachstuhl des Pfarramtes befindet. Eine Umsiedlung ist nur sehr schwer machbar und vor allem rechtlich gar nicht erlaubt.
Stadtrat Schröder gibt zu bedenken, dass die Luisenstraße spät abends von vielen Schichtarbeitern begangen wird.
Der Vorsitzende favorisiert die Umrüstung der Lampen mit orangefarbenem Licht. Als Kompromissvorschlag wäre auch die Umrüstung lediglich der zwei Lampen in der Luisenstraße und die Abschaltung der Lampe im Bereich des Parkplatzes an der Schönenberger Straße möglich.