Bauamtsleiter Wunderle stellt den Anwesenden den gemeindespezifischen Bericht für die unternehmensunabhängige interkommunale Wärmeplanung auszugsweise vor. Der Bericht wurde nach Ausschreibung durch den Landkreis Lörrach von drei Projektbüros ausgearbeitet. Hierzu wurden verschiedene Daten zusammengetragen. Hinsichtlich der Heizungen konnten wertvolle Informationen aus den Kehrbüchern der Schornsteinfeger erzielt werden. Ebenso Abwärmepotentiale kommunaler und gewerblicher Gebäude.
Zur Bestandsanalyse wurde für Schönau im Schwarzwald ein Gesamtwärmebedarf von 61 GWh pro Jahr ermittelt, wobei hiervon 63,4% auf privates Wohnen entfällt, 26,6% auf den öffentlichen Sektor. Mit insgesamt 62,4% werden die großen Verbraucher durch das vorhandene Nahwärmenetz abgedeckt.
Von Interesse ist auch das Alter der Heizungen. Insgesamt wurden hier 842 Gebäude erfasst. Zwischen 15 und 30 Jahren liegen 28,9% der Heizungen, 9,7% sogar über 30 Jahre. Bei 39,4% ist das Alter unbekannt. Hier konnte in der automatisierten Analyse nicht jedem Gebäude(teil) ein Energieträger zugeordnet werden. Der größte Teil der Gebäude entfällt mit 85,7% auf privates Wohnen. Die Altersklassen bewegen sich größtenteils zwischen 1949 und 1978 (43,7%), zwischen 1919 und 1948 (7,8%) und vor 1919 (24,1%). Dies verdeutlicht, dass großes Potential in einer energetischen Gebäudesanierung besteht.
Ebenso werden im Bereich der erneuerbaren Wärme große Potentiale gesehen. Hier vor allem bei der oberflächennahen Geothermie und der Solarthermie (Dach- sowie Freiflächen), aber auch bei der Biomasse. Auch die erneuerbaren Strompotenziale werden angeführt. Hier im Wesentlichen bei der Photovoltaik (Dach- sowie Freiflächen).
Für die Entwicklung des Wärmeverbrauchs bis 2040 wird im Wohnsektor ein Reduktionsfaktor von 40% Energieeinsparungen angenommen. In der Summe soll für Schönau im Schwarzwald eine Einsparung von 33% des Wärmebedarfs möglich sein.
Die Statistik zur Entwicklung des Wärmebedarfs hat sich bereits zum Teil überholt, da hier noch Öl- und Gasanteile aufgeführt sind, welche aufgrund der aktuellen Situation so nicht mehr zum Tragen kommen werden.
Die CO2-Bilanz wird auch im Jahre 2040 nicht bei null stehen. Für die Wärmeerzeugung werden dann noch Treibhausgasemissionen anfallen. Gegenüber dem derzeitigen Ist-Zustand sollen diese aber 87% geringer ausfallen.
Abschließend wird der Maßnahmenkatalog angesprochen. Hier sind die EWS Schönau bereits an der Erweiterung und Verdichtung des Nahwärmenetzes dran. Die Sanierung von Gebäuden sollte vorangetrieben werden. Ebenso eine kostenlose Energieberatung für die Bevölkerung. Im Rahmen des 365-Dächer-Programmes fördert die Stadt Schönau im Schwarzwald Beratungen mit 50%.
Bürgermeister Schelshorn weist ergänzend darauf hin, dass in dieser Betrachtung Kernzonen des Biosphärengebietes, Hangneigungen sowie Überplanungen etc. nicht berücksichtigt wurden. Die Stadt und der Gemeindeverwaltungsverband haben sich dazu entschlossen, alle kommunalen Gebäude möglichst an das Nahwärmenetz anzuschließen. Auch Eigentümer von Mehrfamilienhäusern und Gewerbebetrieben haben sich hierzu entschlossen. Allein in der Kirchbühlstraße haben sich rund 80% der Gebäudeeigentümer für einen Anschluss entschieden. Für die Buchenbrandschule, den Buchenbrandkindergarten, die Buchenbrandhalle, die Mehrzweckhalle sowie das ehemalige Asylbewerberwohnheim wurden entsprechende Anschlüsse eingerichtet. Dies soll zeitnah weiter verfolgt werden. Auch die Gewerbebetriebe und Wohnhäuser im Stadtteil Brand sollen hierzu anvisiert werden. Im Zuge des 365-Dächer-Programms haben sich bislang leider nur 18 bis 20 Eigentümer für eine Beratung entschieden.
Hinsichtlich der Umsetzung von Freiflächenanlagen hat man das Areal der ehemaligen Mülldeponie im Gewann Haselberg zur Sprache gebracht. Diese Fläche wurde sowohl von der EWS Schönau als auch der Energiedienst AG für zu klein erachtet. Auch die zu lange Zuwegung spricht gegen diese Fläche. Gute Flächen hätte man sicherlich im Bereich Mühlmatt. Allerdings befindet man sich dort im Bereich eines Wasserschutzgebietes und wird landwirtschaftlich genutzt. Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass nicht alle möglichen Potentiale auch vermittelbar sind.
Im Rahmen der Stadtsanierung und des ELR-Programmes als ELR-Schwerpunktgemeinde wird die Nutzung von Dachflächen und energetische Maßnahmen beworben.
Bauamtsleiter Wunderle weist darauf hin, dass die Wärmewende nur funktionieren wird, wenn möglichst alle Gebäudeeigentümer hieran teilnehmen.
Stadträtin Münzer bittet um Auskunft, ob bei der Photovoltaik und der Solarthermie auch werdende Baugebiete berücksichtigt werden. Der Vorsitzende erwidert, dass hauptsächlich die Erweiterung des Bestandswärmenetzes sowie die Dachflächennutzung mit Solarthermie und Photovoltaik Priorität haben wird. Durch das Klimaschutzgesetz des Landes besteht bei Neubauten ohnehin die Pflicht zur Installation von Photovoltaikanlagen.
Stadtrat Knobel führt ergänzend zum Stadtteil Brand an, dass dort einige Wärmeerzeuger mit großem Abwärmepotential vorhanden sind. Die Nutzung dieser Abwärme könnte hier ebenfalls sehr hilfreich sein. Bauamtsleiter Wunderle teilt mit, dass diesbezüglich zwei Firmen kontaktiert wurden. Leider erfolgte nur eine Rückmeldung.