MTB-Gebäude, Arbeitsvergaben


Daten angezeigt aus Sitzung:  Gemeinderatssitzung Schönau im Schwarzwald, 05.07.2021

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Gemeinderat Schönau im Schwarzwald (Stadt Schönau im Schwarzwald) Gemeinderatssitzung Schönau im Schwarzwald 05.07.2021 ö 3

Vortrag/Diskussionsverlauf

Zu diesem Tagesordnungspunkt werden die Vertreter des Büro Böwer Eith Murken Vogelsang Architekten Part GmbH aus Freiburg im Breisgau begrüßt und das Wort erteilt. Architekt Martin Vogelsang stellt zunächst Herrn David Hülsmann vor, welcher als Projekt- und Bauleiter bei dieser Baumaßnahme mitwirken wird.

In seiner Einführung geht Architekt Vogelsang auf die deutlichen Mehrkosten bei den Rohbauarbeiten ein, welche sich auf über 100.000 Euro netto belaufen. Hier schlagen Mehrmengen bei der Schalung in Höhe von 50.000 Euro zu Buche. Ebenso sind Erhöhungen bei den Stahlmengen zu verzeichnen. Gleichzeitig müssen stark gestiegene Stahlpreise hingenommen werden, welche in dieser Größenordnung nicht zu erwarten waren. Beim Stahlpreis entstand eine Kostensteigerung von mehr als 25% von 1.400 auf 1.776 Euro/Tonne. Dies entspricht rund 60.000 Euro an Mehrkosten.

Für künftige Vergaben wird man auch bei den Holz- und Betonpreisen deutlich höhere Preise hinnehmen müssen. Geringfügige Steigerungen werden auch bei der Wärmedämmung erwartet. Kompensationsmöglichkeiten bestehen hier keine.

Teile der für die Rohbauarbeiten entstehenden Mehrkosten können durch vorherige Einsparungen gemindert werden. Eine Kostengegenüberstellung ergibt eine Gesamtüberschreitung Kostenberechnung von 36.784 Euro netto bei einer Vergabeleistung von 35,05%.

Am 08.07.2021 erfolgt die Submission für das vierte Paket an Bauleistung. Hierin enthalten sind neben Verglasungs-, Pfosten-, Riegel- und Fassadenarbeiten auch der Holzbau. Die Kosten für den Holzbau sind wie bereits erwähnt momentan auch teuer.

In einem fünften Paket sind die Gewerke Gerüstbau, Schindelfassade, Dachdecker- und Blechnerarbeiten, Sonnenschutz, Trockenbau, Estrich, Heizung, Lüftung, Sanitär sowie Elektrotechnik enthalten. Die Submission hierfür wird voraussichtlich am 18.10.2021 stattfinden.

Zu einer möglichen Ausschreibungsaufhebung erwähnt Architekt Vogelsang, dass man hierdurch 6-8 Wochen verlieren würde. Darüber hinaus wären keine signifikant günstigeren Preise zu erwarten. Ohnehin ist festzustellen, dass die Baupreise in den vergangenen 15 Jahren nie gefallen sind. Mit dem jetzigen Ablaufplan sollen die Rohbauarbeiten bis zum Winter abgeschlossen sein. Bürgermeister Schelshorn teilt ergänzend mit, dass eine Ausschreibung bei einer Kostenüberschreitung von mehr als 20% aufgehoben werden kann. Aktuell liegt man allerdings unter dieser Grenze, womit eine Aufhebung aus rein finanziellen Gründen rechtlich nicht möglich ist.

Stadträtin Münzer zeigt sich verärgert darüber, dass sie in ihrer langjährigen Zeit als Stadträtin immer wieder feststellen muss, dass bei öffentlichen Bauprojekten nicht genauer kalkuliert wird und die Projekte dann auch mit erheblichen Mehrkosten ausgeführt werden.

Stadtrat Dr. Sladek erkundigt sich nach der Preisbildung im Holz- und Stahlbereich und will wissen ob diese an einer Börse gehandelt werden. Des Weiteren stellt er die Frage, ob die Möglichkeit besteht, auf ein bestimmtes Datum fixierte Angebote einzuholen

Stadträtin Strohmaier befürchtet, dass man bei dieser Entwicklung im nächsten Jahr bei Mehrkosten von 250.000 Euro stehen könnte. Sie könne hier nicht mitgehen.

Architekt Vogelsang erwidert, dass das Projekt nicht zu knapp kalkuliert wurde. Innerhalb eines halben Jahren stellte sich eine massive Preissteigerung beim Stahl ein. Diese Entwicklung war nicht voraussehbar, da es keinerlei Indikatoren hierfür gab. Er berichtet, dass es für Kupfer eine Börse gibt. Stahl und Holz dagegen sind nicht börsennotiert. Eine Preisgleitklausel ist bei öffentlichen Vergaben nicht möglich.

Der Vorsitzende ergänzt, dass im öffentlichen Sektor auch keine Nachverhandlungen zulässig sind.

Stadtrat Seckinger ist davon überzeugt, dass die Preise in naher Zukunft kaum sinken werden und sieht hier mitunter auch die Coronapandemie mit den vielen Lockdowns verantwortlich. Der Wert des Gebäudes ist schlussendlich aber vorhanden. Er davon überzeugt, dass der eingeschlagene Weg weitergegangen werden sollte.

Stadtrat Schröder bringt die Möglichkeit zur Sprache, den Rohbau über den Winter stehen zu lassen und die Holzbauarbeiten dann erst später fortzuführen. Architekt Vogelsang gibt zu bedenken, dass dann Baustellensicherungsmaßnahmen notwendig sind. Ebenso kostet die Ausdehnung der Baustelleneinrichtung ebenfalls Geld. Hier komme man schnell auf einen Betrag zwischen 10.000 und 20.000 Euro.

Stadtrat Gierth regt an, dass die Stadt als Waldbesitzer eigenes Holz einsetzen könnte. Bürgermeister Schelshorn erteilt dieser Anregung eine Absage. Das Holz müsste zuerst geschlagen und anschließend getrocknet werden. Dieser Prozess würde zu lange dauern. Architekt Vogelsang ergänzt, dass man sich darüber durchaus Gedanken gemacht hatte. Stadtrat Dr. Sladek könnte sich trotz allem bei guter Holzpreisentwicklung einen Sonderhieb vorstellen, um für eine Entlastung bei den Baukosten zu sorgen.

Im Anschluss an die Auftragsvergaben wird das Konzept zur geplanten Photovoltaikanlage von Herrn Hülsmann vorgestellt. Eine Prüfung zusammen mit dem Elektroplaner, Herrn Greiner, ergab, dass die große Dachfläche aufgrund ihrer Ausrichtung und Neigung für die Anbringung einer Photovoltaikanlage nicht effektiv genug ist. Die Dachfläche in Richtung Metzgerei Krone fiel aufgrund der Grenzbebauung ebenfalls aus der Betrachtung. Aus diesem Grund wurde lediglich für die beiden verbleibenden Dachflächen eine Berechnung durchgeführt.

Für eine Umsetzung werden drei Ausführungsmöglichkeiten vorgestellt:

  1. Aufdachmontage
  2. Indachmontage mit integrierten Dachflächenfenstern
  3. Eindeckung mit PV-Modulen

Bei der Eindeckung mit PV-Modulen handelt es sich um die teuerste Variante, welches aus wirtschaftlichen Gründen nicht rentabel ist. Am günstigsten wäre eine Aufdachmontage. Die Leistungen der Anlagen liegen jeweils bei 12,95 kWp. Das Architekturbüro schlägt eine Indachmontage vor. Für dieses architektonisch ansprechende Gebäude mache es schließlich einen Unterschied, ob eine PV-Anlage gut oder schlecht in das selbige integriert werde.  

Stadtrat Dr. Sladek ist von den Berechnungen nicht überzeugt. Auf seine Anfrage teilt Architekt Vogelsang mit, dass das mittlere Dach eine Fläche von 100 m² aufweist. Stadtrat Dr. Sladek wünscht, dass diese Fläche ebenfalls geprüft wird.

Der Vorsitzende berichtet, dass seitens der Verwaltung die Aufdachmontage favorisiert wird. Eine Eindeckung mit PV-Modulen komme nicht in Frage. Die große Dachfläche sollte auf jeden Fall mit in die Betrachtung einbezogen werden.

Stadtrat Gierth spricht sich ebenfalls für die Aufdachmontage aus. Bei dieser Variante kann lediglich die Optik als Negativposten angeführt werden. Die Anlage darf ruhig von der Bevölkerung wahrgenommen werden. Er sieht dies gleichzeitig als Werbung für die Stadt an. Stadtrat Anschütz ergänzt, dass Schönheit schließlich im Auge des jeweiligen Betrachters liegt.

Stadtrat Dr. Sladek bittet um Zurverfügungstellung der Excel-Tabelle, aus welcher die Berechnungen für die PV-Anlage hervorgehen. Auf Anfrage von Architekt Vogelsang schlägt er für dieses Projekt die Beratungsleistungen der Firma solares bauen GmbH in Freiburg im Breisgau vor.

Datenstand vom 14.07.2021 08:04 Uhr