Die Stadt Schönau im Schwarzwald beauftragte im Oktober 2018 das Büro dwd INGENIEUR GMBH mit der Erstellung eines Verkehrskonzeptes für die Innenstadt von Schönau, um diverse verkehrsbezogene Konfliktfelder zu lösen.
Ein Verkehrskonzept beleuchtet die verkehrlichen Belange, analysiert die Ist-Zustände und zeigt Vorschläge für die Entwicklung im Bereich Verkehr auf. Grundlegendes Ziel ist die Verbesserung der verkehrlichen Situation in möglichst allen Teilbereichen für alle Verkehrsteilnehmer.
Die konkreten Ziele des Verkehrskonzeptes für die Innenstadt von Schönau sind vielfältig und beinhalten unter anderem die Aufwertung des Innenstadtbereichs im Hinblick auf Aufenthaltsqualität, Sicherheit sowie die Verdeutlichung des vorherrschenden Verkehrsbereiches. Die Stärkung des nichtmotorisierten Individualverkehrs und die Ordnung des ruhenden Verkehrs (Parkverkehr) ist ein weiteres Ziel. Die Erreichbarkeit von Gewerbe, Kirche, öffentliche Einrichtungen, Ärzte, Polizei, Kindergarten sowie des Gymnasiums ist weiterhin zu gewährleisten.
Hierzu werden Varianten und Szenarien entwickelt und bewertet.
Um Aussagen zur heutigen Verkehrssituation treffen zu können, wurde eine Analyse der Ist-Situation durchgeführt. Hierfür wurde unter anderem die vorhandene Beschilderung und Parkraumsituation betrachtet und dokumentiert.
Um fundierte Aussagen über die heutigen Verkehrszahlen des motorisierten Individualverkehrs (MIV) sowie des Fahrradverkehrs in Schönau treffen zu können, wurde eine mehrtägige Verkehrszählung durchgeführt. Die Zählstellen befanden sich in der Talstraße (oberer und unterer Teil), Gentnerstraße, Ledergasse, Luisenstraße, Neustadtstraße, Hintere Hofmatt sowie in der Kirchgasse.
Auf Grundlage dieser Zählung konnten querschnittsspezifische Aussagen zu den täglichen Verkehrsstärken für die Straßen im Erhebungsgebiet getroffen und die Verkehrsströme verdeutlicht werden.
In einem weiteren Schritt wurden Konfliktpunkte im Untersuchungsgebiet ermittelt und in den Plänen dargestellt. Ergänzend wurden diverse Interviews mit verschiedenen Anliegern sowie der Stadtverwaltung geführt.
Nach Abschluss der Analyse wurden verschiedene Varianten der Verkehrsführung sowie variantenunabhängige Maßnahmen zur Verbesserung der verkehrlichen Gesamtsituation untersucht.
Der Gemeinderat und die direkt betroffenen Gewerbetreibenden und öffentlichen Anlieger konnten sich in einer Informationsveranstaltung über den aktuellen Stand des Verkehrskonzeptes informieren und eine schriftliche Stellungnahme abgeben. Eingegangene Stellungnahmen wurden in die weitere Ausarbeitung aufgenommen.
Unabhängig von der späteren Wahl der Verkehrsführung sind diverse Maßnahmen sinnvoll, um eine Verbesserung der Verkehrssituation und Attraktivitätssteigerung der Innenstadt für die Verkehrsteilnehmer zu realisieren.
Eine dieser Maßnahme liegt in der Vermeidung des Durchgangsverkehrs in der direkten Innenstadt. Dies kann über eine Verlagerung auf die Paradiesstraße sowie die Hintere Hofmatt realisiert werden. Eine umfängliche, wegweisende Beschilderung im Sinne eines Verkehrsleitsystems ist für die Umsetzung erforderlich.
Um die Aufenthaltsqualität zu steigern ist der bereits vorhandene verkehrsberuhigte Bereich zu verdeutlichen. Die angepasste Geschwindigkeit von 7 km/h ist durch verschiedene, bauliche Maßnahmen auf der Verkehrsfläche zu erreichen.
Die Luisenstraße ist ein Teil des ausgewiesenen verkehrsberuhigten Bereichs. Dieser ist hier nicht den Anforderungen entsprechend ausgebaut. Durch einen Ausbau kann eine Reduzierung der Geschwindigkeit des Verkehrs und eine höhere Sicherheit der Kindergartenkinder erreicht werden. Zum Schutz der Kindergartenkinder ist die Einbahnstraße nur noch für Anlieger zu öffnen.
Um eine Entlastung und Ordnung in der Hinteren Hofmatt zu erreichen, ist es denkbar ab Bäckerei Gutmann eine Einbahnstraßenregelung Richtung Kirchgasse einzurichten. Durch markierte Parkplätze kann die Verkehrssituation zusätzlich geordnet werden.
Zusätzliche Parkmöglichkeiten (z.B. im Bereich Schönenberger Straße) und eine stringente Bewirtschaftung mittels unterschiedlicher Parkdauerbegrenzungen sind ebenfalls Bestandteile des Konzeptes.
Um die obere Talstraße zu beleben, besteht die Möglichkeit den Markt rund um den Lindenplatz anzuordnen.
Für den Bereich Talstraße (B317 bis Knoten Gentnerstraße/Neustadtstraße) wurden drei Varianten der Verkehrsführung untersucht und mit der Stadtverwaltung, der Straßenverkehrsbehörde sowie der Polizei abgestimmt. Dieses Teilgebiet ist auf Grund der Knotenproblematiken sowie des Gymnasiumschulhofes/Rathausplatzes ein langjähriges Hauptkonfliktfeld und somit ein dringend zu lösendes Handlungsgebiet.
Variante A:
Temporäre Sperrung der Unteren Talstraße (Bereich Friedrichstraße bis Gentnerstraße) Montag bis Freitag von 7 bis 14 Uhr.
- Gesamter Bereich Rathausplatz, Talstraße und Schulhof wird als Schulhof nutzbar.
- Verkehrsverlagerung nur zu Sperrungszeiten.
- Zugänglichkeit Pfarrhaus wird gewährleistet.
- Ein- und ausfahrender Verkehr der unteren Talstraße nach 14 Uhr möglich.
- Verkehrsverlagerung auf umliegende Straßen zu Sperrzeiten als Folge.
- Komplizierte Beschilderung erforderlich.
- Temporäre Sperrung nicht in Verbindung mit verkehrsberuhigtem Bereich möglich.
Die Straßenverkehrsbehörde des Landratsamt Lörrach wird auf Grund der komplizierten Beschilderung und nicht stringenter Verkehrsführung eine temporäre Sperrung nicht anordnen, da eine zeitweise Sperrung zu Verwirrungen bei den Verkehrsteilnehmern führen kann und daher nicht praktikabel ist.
Variante B:
Vollständige Sperrung der Unteren Talstraße (elektrischer Poller, Schranke oder ähnliches)
- Bietet größte Sicherheit für Schüler.
- Klare Verkehrsführung möglich.
- Zugänglichkeit Pfarrhaus gewährleistet.
- Viele Gestaltungsmöglichkeiten für den zentralen Platz in der Innenstadt.
- Verkehrsverlagerung auf umliegende Straßen.
- Grundsätzlich verkehrsfreier Festplatz wird realisierbar.
- Führt zur Entzerrung der Knotenpunkte B 317/ Talstraße sowie Talstraße/Gentnerstraße
- Parkmöglichkeiten am Wochenende können bestehen bleiben.
Variante C:
Keine Sperrung der Unteren Talstraße, Absicherung Schulhof
- Verkehrsberuhigter Bereich bleibt bestehen (zusätzliche bauliche Maßnahmen sind erforderlich).
- Zugänglichkeit Pfarrhaus gewährleistet.
- Schulhof muss gegen den fließenden Verkehr abgesichert werden (Zaunanlage, Möblierung o.ä.).
- Schulhof wird dadurch zu klein (3-5 m²/ Schüler wird empfohlen). Die Stadt als Schulträger muss dafür sorgen, dass ausreichend Bewegungsraum vorhanden ist.
- Sehr wenige Gestaltungsmöglichkeiten für den schönen zentralen Platz in der Innenstadt.
- Keine Entzerrung der angrenzenden Knotenpunkte.
Aus verkehrsplanerischer Sicht kann die Umsetzung der Variante B empfohlen werden. Auch aus Sicht der Polizei und der Straßenverkehrsbehörde ist diese die zu empfehlende Variante.
Die Straßenverkehrsbehörde und die Polizei sieht einen vorgeschlagenen Testbetrieb von der empfohlenen Variante sowie evtl. weiteren Maßnahmen mit der Mindestdauer von einem Jahr (absolutes Minimum ein halbes Jahr) als sinnvoll und zielführend an. Damit kann nach dem Testbetrieb über eine dauerhafte Umsetzung mit konkreten Erfahrungen entschieden werden.
Das Büro dwd INGENIEUR GMBH wird in der Sitzung die Vorgehensweise, die Ergebnisse sowie die Varianten im Detail vorstellen und erläutern. Die verkehrsrechtliche Situation wird durch die Polizei genauer beleuchtet.
Nach Erörterung der vorgestellten Varianten ist beabsichtigt, dass der Gemeinderat in der nächsten öffentlichen Gemeinderatssitzung am 7. Oktober 2019 über die Variantenwahl (Grobkonzept) entscheidet, welche Grundlage für die nachfolgende Detailplanung sein wird.
Unabhängig davon ist es unerlässlich, die bestehende - teilweise veraltete und teilweise nicht einheitliche - Beschilderung der Verkehrsräume auf einen aktuellen und einheitlichen Stand zu bringen.
Dazu wird vorgeschlagen, vom Büro dwd INGENIEUR GMBH eine Beschilderungsvorlage ausarbeiten zu lassen, welche Grundlage für die Neubeschilderung und für den erforderlichen Antrag auf verkehrsrechtliche Genehmigung durch das Landratsamt Lörrach sein wird.